Referat zum Artikel:

DIE ZEHN GEBOTE FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE

Aus der Neuen Zürcher Zeitung von Hans H. Hinterhuber und Eric Krauthammer

Dieser Artikel basiert vor allem auf der Differenzierung zwischen Management und Leadership mit all ihren Auswirkungen. Die Begriffe Management und Leadership deshalb noch einmal kurz erläutert:

Die Aufgabe des Managements ist die Lösung vorhersehbarer und berufsüblicher Probleme im Betriebsablauf, z.B. bei der Entwicklung, der Produktion oder dem Vertrieb.

Die Methoden und Strategien zur Problemlösung sind zum großen Teil erlernbar, verlangen dem Manager aber auch eine gewisse Kreativität ab, um Lösungen für spezielle Probleme zu finden.

Koexistent dazu ist das "Leadership", welches schwerer erlernbar ist, aber in schwierigen Zeiten von größerer Bedeutung ist.

In Krisenzeiten ist es die Aufgabe des Leadership mit radikalen Veränderungen und unkonventionellen Ideen eine positive Wendung herbeizuführen.

Ausserhalb der Krisenzeiten beschäftigt sich das Leadership mit der Entdeckung und Umsetzung neuer Möglichkeiten sowie der Wertsteigerung des Unternehmens für alle Beteiligten. Dazu gehören selbstverständlich die Kunden und Anteilseigner, aber auch die Mitarbeiter, Lieferanten, Partner-unternehmungen und auch die Gesellschaft an sich.

Hinterhuber und Krauthammer gehen davon aus, daß die meisten Aufgaben des Leadership nicht delegierbar sind, das heißt, die Führungsebene muß sich selbst um diese Aufgaben kümmern, wenn sie ihrer Verantwortung gewissenhaft nachkommen will.

Die Autoren haben hierzu die "zehn Gebote für Führungskräfte" aufgestellt, die in 3 Bereiche gegliedert sind:

  1. "Den Kern herausschälen"

Dieser Bereich beschäftigt sich Hauptsächlich mit dem effektiven Einsatz von Mitarbeitern und Technologien, sowie mit marktwirtschaftlichen Aspekten, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll.

Doch bereits in diesem eher gewinnorientierten Gebiet sind einige für die Unternehmenskultur interessante Themen zu finden:

"Welche Bedürfnisse der Gesellschaft will das Unternehmen erfüllen ?"

Als Beispiele hierfür werden Erhards Vision der "Gesellschaft von Teilhabern" und Bill Gates Kernauftrag "Information auf den Fingerspitzen" genannt.

Das Ziel der "Einzigartigkeit" und "Differenzierung zur Konkurrenz", was primär natürlich auf Wettbewerbsvorteile abzielt, aber als positiver Nebeneffekt dem Unternehmen auch einen individuellen Charakter verleiht. Dadurch kann eine Steigerung des Ansehens bei den Mitarbeitern und der Gesellschaft erreicht werden. ( Stolz auf innovative und hochwertige Produkte, Bsp. Deutsche Automobilindustrie)

2. Die Atmosphäre bestimmen

Dieser Bereich befaßt sich fast ausschließlich mit der Unternehmenskultur, und ist somit in diesem Falle auch der interessanteste, weshalb wir genauer auf die einzelnen Gebote eingehen:

"Das Well-being fördern" ( 5. Gebot )

Zielt auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter ab, sowohl innerhalb der Firma als auch im Privatleben. Dies soll erreicht werden durch Gesundheit und finanzielle Sicherheit, einer ansprechenden Aufgabe, Weiterbildungsangeboten sowie emotionaler und sozialer Zuwendung.

Das Erschaffen und Aufrechterhalten einer solchen Umgebung verlangen dem Unternehmen natürlich zusätzliche Anstrengungen, Aufwendungen und eine hohe Kompromißbereitschaft ab. Als Gegenleistung erhält es aber dafür effizientere und motiviertere Mitarbeiter und ein hohes Ansehen bei Arbeitsplatzsuchenden.

"Die Unternehmenskultur gestalten" ( 6. Gebot )

Das Vertrauen und der Teamgeist soll durch folgende Voraussetzungen gesteigert werden:

  • Die Mitarbeiter werden in Entscheidungsprozesse mit einbezogen, so daß sie nicht stupide einer Aufgabe nachgehen müssen, deren Sinn ihnen nicht bekannt oder gar suspekt ist.
  • Die Unternehmenskultur soll den Mitarbeitern von ihren Vorgesetzten "vorgelebt" werden, wobei die Autoren folgende interessante Definitionen des Begriffes "Unternehmenskultur" aufstellen:

    "Die Unternehmenskultur ist die Summe aller Selbstverständlichkeiten oder ungeschriebenen Spielregeln in der Unternehmung"

    und weiter:

    "Die Unternehmenskultur bestimmt somit konkret das menschliche Verhalten in jeder Tätigkeit im Unternehmen"

    Das Einhalten dieses Gebotes stellt, besonders für sehr große Unternehmen, natürlich ein beträchtliches Risiko dar, da dies alles jenseits jeglicher Kontrollmöglichkeiten abläuft, und bei Mißbrauch zu dramatischen Problemen führen kann.

    Andererseits werden den Mitarbeitern damit Freiräume geschaffen um kreativ, individuell, flexibel und reaktionsschnell an Aufgaben heranzugehen – Anforderungen die wiederum speziell große Firmen an ihre Mitarbeiter stellen, da sie sehr oft mit starren Gefügen, unüberschaubaren Hierarchieebenen und Kopflastigkeit zu kämpfen haben.

    "Das Jahresleitbild formulieren" ( 7. Gebot )

    Das Jahresleitbild ist eine mittelfristige Zielsetzung, in der sowohl die Ziele des Unternehmens als auch die Interessen der "Stakeholder" berücksichtigt werden. Es hat die Aufgabe die Mitarbeiter zu informieren und ihnen zu zeigen, daß das Unternehmen an ihrem Wohlergehen interessiert ist.

    • Die Strukturen einziehen

    Dieser Bereich befaßt sich mit der Verbesserung der internen Abläufe und der personellen Struktur, für die Unternehmenskultur interessant ist hier das Firmenbild oder Corporate Identity, das Bild des Unternehmens nach außen. Es gilt hierbei trotz eventueller Expansion und zunehmender Komplexität die Selbstwahrnehmung des Unternehmens sicherzustellen, um die Identität zu wahren. Denn auf das Bild nach Außen kommt es letztendlich doch wieder an.....

    Fazit:

    Das steigende Interesse der Unternehmen an dem Thema Unternehmenskultur und all seinen Auswirkungen ist in jedem Falle lobenswert und wird in Zukunft sicher noch stärker an Bedeutung gewinnen.

    Ausnahmslos alle Beteiligten ziehen Vorteile aus dieser Entwicklung, und zufriedenere Menschen bedeuten letztendlich ja auch einen Zugewinn für die Gesellschaft.

    Die "edlen Absichten" der Unternehmen, die sich "kultivieren", werden jedoch wohl noch für sehr lange Zeit in Anführungszeichen stehen, denn jedem vernünftigem Menschen ist klar, daß 99,5 % aller Unternehmen die Unternehmenskultur nur aus einem Grund einsetzen:

    Mehr Profit.


    Referenten: Uli Waibel Thomas Schmolz