ZUR FRAGE DER ETHIK IN FACHINFORMATION UND -KOMMUNIKATION

Rafael Capurro

 
 

Erschienen in Nachrichten für Dokumentation 32, 1981, Nr.1, 9-12.



 
INHALT

1. Ethische Prinzipien im Bereich der Informationsproduktion
2. Ethische Prinzipien im Bereich der Informationsvermittlung
3. Ethische Prinzipien im Bereich der Informationsnutzung

Schluß

Anmerkungen.

Kurzfassung

Die Reflexion über die ethische Dimension der Fachinformation und –kommunikation scheint um so dringender, je mehr dieser Bereich über den Kreis der wissenschaftlichen Forschung hinaus in weitere Gebiete der gesellschaftlichen Praxis, z.B. in den Energiebereich, die medizinische Praxis, die Wirtschaft, den Journalismus usw. eindringt. Ausgehend vom Grundsatz der Informationsfreiheit wird hier der Versuch unternommen, einige ethische Prinzipien, insbesondere im Bereich der Informationsvermittlung, umrisshaft darzulegen. Produzenten, Vermittlern und Nutzern von Fachinformationen sollten ethische Fragestellungen zu einem einsichtigen bzw. verantwortungsvollen Handeln weiter verhelfen.


Abstract 

Reflection about the ethical dimension of scientific and technical information and communication seems urgent as far as this field concerns more and more not only scientific research but also areas of social practice such as energy, medicine, or economy. Starting from the fundamental principle of freedom of information, ethical principles, especially in the field of dissemination of information, are briefly explained. Ethical considerations should be of help for producers, intermediaries and users of scientific and technical information to come to responsible practice.




 

Es mag auf den ersten Blick verwundern, wenn hier Fragen der Fachinformation- und kommunikation als Fragen der Ethik behandelt werden sollen. Man meint, die Probleme in diesem Bereich seien technischer Art in ihrer Durchführung und wissenschaftlicher Art in ihrem Inhalt und Zweck, so daß eine Reflexion auf ethische Prinzipien als eine äußere, nicht zur Sache gehörende erscheint. Es gibt jedoch andere Bereiche, wo uns ethische Fragestellungen fast zwangsläufig erscheinen, obwohl sie gleichermaßen in ihrem Inhalt und in ihrer Durchführung wissenschaftlich-technischer Natur sind. Man denke z.B. an Umweltschutz, Energieversorgung, Welternährung, Waffensysteme usw. Hier scheint die Bedeutung dieser Probleme für das (gute) Zusammenleben der Menschen, d.h. ihre ethische Dimension, offensichtlicher zu sein als im Bereich der Fachinformation (1).

Seitdem das Verhältnis zwischen Benutzer und Fachwissen in einer Art „kopernikanischer Wende“ sich grundlegend verändert hat, steht der Mensch als der jeweils so oder so Erkennende und Handelnde gewissermaßen im Mittelpunkt dieses Bereiches. Er, der Benutzer, ist derjenige, der vom jeweiligen konkreten Aufgabenhorizont bestimmt, worüber er informiert werden will. Erst durch das Zustandekommen dieses Verhältnisses wird das Fachwissen zu Fachinformation (2). Das, was früher im Mittelpunkt dieses Bereichs stand, nämlich die passive Akkumulation von (gedrucktem) Wissen, gewinnt eine neue Bestimmung, nämlich die der Informationsvermittlung.

Wenn der Mensch in diesem Sinne im Mittelpunkt des Bereiches der Fachinformation und –kommunikation steht, als Benutzer also, dann können ethische Fragen in diesem Bereich nicht lediglich als Fragen einer Ethik der wissenschaftlichen Forschung gestellt werden, da hier nur ein Aufgabenhorizont, nämlich der der wissenschaftlichen Forschung, im Blickpunkt steht. Eine solche Reduktion wird der Vielfältigkeit der potentiellen Benutzer mit ihren verschiedenen Erkenntnis- und Handlungszielen nicht gerecht. Wir brauchen eine Ethik der Fachinformation und –kommunikation bzw. eine Informationsethik.

Es kann nicht Aufgabe dieses kurzen Aufsatzes sein, auch nur annähernd alle Fragen, die eine solche Ethik umfaßt, darzustellen, geschweige denn sie ausführlich zu behandeln bzw. zu beantworten. Wir beschränken uns auf einen möglichen Umriß der Problematik.

Man kann die Frage nach einer Informationsethik im Bezug auf Forschung, Lehre und Praxis stellen, wie Kostrewski und Oppenheim es in ihrem Übersichtsartikel „Ethics in information science“ gemacht haben (3). Die ethischen Fragen der Lehre und Forschung der Informationswissenschaft überschneiden sich vielfältig mit den in der Pädagogik bzw. in der Ethik der wissenschaftlichen Forschung auftauchenden Fragen. Wir beschränken uns hier auf den Bereich der Praxis. In diesem Bereich können ethische Prinzipien in Bezug auf die Informationsproduktion, -vermittlung und –nutzung reflektiert werden. Welche ist aber die ethische Dimension des gesamten Bereiches, worauf die verschiedenen ethischen Prinzipien, die noch im einzelnen zu deuten sind, gründen?

Die Grundlage jeder ethischen Reflexion ist die menschliche Freiheit. In unserem Bereich tritt sie in der Gestalt des Grundsatzes der Informationsfreiheit auf. Dieser Grundsatz ist in der UN-Charta der Menschenrechte (Art. 19) und im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Art. 5 Abs. I S. 1 GG: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“) verankert. Der Grundsatz umfaßt sowohl den wissenschaftlichen als auch den nicht-wissenschaftlichen Informations- und Kommunikationsprozeß und besagt, daß der Mensch immer offen seinem Gegenüber (Individuum, Gruppe, Gesellschaft) im Hören und Sprechen begegnet, und daß dieses freie Miteinandersein grundsätzlich gilt. Es handelt sich hier nicht um eine empirisch nachprüfbare bzw. widerlegbare Aussage, sondern um einen Grundsatz, der stets des Mitgetragenseins durch die jeweils konkreten Freiheiten bedarf.

Welche ethische Prinzipien lassen sich aus diesem Grundsatz im Bereich der Produktion, Vermittlung und Nutzung von Fachinformation ableiten? In den folgenden Hinweisen gehen wir insbesondere auf den Bereich der Informationsvermittlung ein.


1. ETHISCHE PRINZIPIEN IM BEREICH DER INFORMATIONSPRODUKTION

Die Darstellung der ethischen Prinzipien bei der Produktion von Fachinformation gehört zum Teil in eine Ethik der wissenschaftlichen Forschung. Sie gewinnt aber eine besondere Dimension, wenn Fachwissen nicht „an sich“, sondern in bezug auf den Prozeß der Fachkommunikation als Fachinformation aufgefaßt wird. Diese Problematik soll hier nur angedeutet werden (4).

So wie in der Ethik der Informationsvermittlung das Prinzip der Zugänglichkeit eine besondere Rolle spielt, so gilt hier das Prinzip der Wahrheit als ethische Grundlage bei der Produktion von Fachwissen: der Wissenschaftler trägt die Verantwortung für die Objektivität seiner Forschungen. Bezogen auf den Prozeß der Fachkommunikation besagt dieses Prinzip, daß der Forscher stets bei seiner Wahrheitssuche seinen Mitmenschen und insbesondre seinen Fachkollegen gegenüber verantwortlich bleibt, daß er sich also wissenschaftlich kritisch verhält und offen, d.h. kritisierbar bleibt.

Dieses Prinzip ist mit dem Prinzip der Objektivität eng verbunden, d.h. mit der Verpflichtung, die verschiedenen Aspekte bzw. Meinungen seiner Fachkollegen (und seiner Mitmenschen!) zu berücksichtigen und dogmatische Festlegungen zu vermeiden.

Dafür muß er sich schließlich so vollständig wie möglich informieren. Aber das Vollständigkeitsprinzip spielt hier nicht dieselbe Rolle wie im Falle des Informationsvermittlers. Der Forscher ist eher einer qualitativen als einer quantitativen Vollständigkeit verpflichtet. Um wissenschaftlich redlich zu handeln, muß er, wie Bonitz schreibt, sich der bestmöglichen Informationsvermittlungsmethoden bedienen (5).

2. ETHISCHE PRINZIPIEN IM BEREICH DER INFORMATIONSVERMITTLUNG

Dieser Bereich stellt sich in der Gegenwart als vielfältig dar (6) und befindet sich in einer raschen Entwicklung, nach deren ethischer Dimension immer wieder gefragt wird (7). Der Grundsatz der Informationsfreiheit findet hier in den folgenden Prinzipien eine Konkretisierung:

2.1 Prinzip der Zugänglichkeit

Dieses Prinzip besagt, daß Fachinformationen jedermann zugänglich sein sollten. W. de la Court weist darauf hin, daß die Informationsvermittler dieses Prinzip aus der Perspektive des Benutzers überdenken sollten: es geht nicht nur darum, daß der Benutzer sich in Informationsnetze einschaltet, zum größtmöglichen Nutzen des Informationsanbieters, sondern umgekehrt: der Informationsanbieter soll durch die Informationsnetze seinen Besitz so großzügig wie möglich zugänglich machen (8). Die sog. Informationsbarrieren müssen unter diesem Prinzip auf ihre ethische Dimension hin ausgelegt werden. So z.B. die politische bzw. wirtschaftliche Barriere zwischen den „informationsreichen“ und den „informationsarmen“ Ländern. Die Möglichkeit einer schöpferischen und für beide bzw. für alle Seiten nützlichen Zusammenarbeit darf nicht in „Informationskolonialismus“ verfallen (9). Auch die Konflikte zwischen den informationsreichen Ländern selbst dürfen nicht zum „Informationskrieg“ führen (10). Um die Gefahren der Monopolisierung zu vermeiden, scheint eine demokratische Kontrolle der Informationsvermittlung unumgänglich.

Schließlich kann dieses Prinzip auch im Hinblick auf die Verantwortung des Vermittlers für die Informationszugänglichkeit künftiger Generationen ausgelegt werden. In diesem Sinne weist Oppenheim auf die „Demokratie des gedruckten Wortes“ gegenüber dem zunehmenden Ersatz durch elektronische Medien hin (11). Da gerade durch die qualitativ neue Art von Zugänglichkeit durch elektronische Medien Fachinformation zu einem Machtfaktor werden kann, muß diese Zugänglichkeit stets als eine allgemeine, etwa im Sinne des politischen Prinzips der Chancengleichheit aufgefasst werden (12). Hierhin gehört die Diskussion über die sog. Informationsgesellschaft (13). Auch die Frage nach der Zugänglichkeit von Fachinformationen aus Regierungsquellen muß im Licht dieses Prinzips erörtert werden (14).

Auf die qualitativen Merkmale der Zugänglichkeit (Schnelligkeit, Aktualität, u.a.) soll hier nicht eingegangen werden. Sie sind freilich Bedingungen einer guten (auch im ethischen Sinne!) Informationsvermittlung.

2.2 Prinzip der Vertraulichkeit

Dieses Prinzip gründet ebenfalls im Grundsatz der Informationsfreiheit und besagt, daß Freiheit stets im Sinne des verantwortungsvollen Umgangs mit den Fachinformationen selbst sowie mit ihren Produzenten und Benutzern verstanden werden muß. Hier hat die vieldiskutierte Frage des Datenschutzes im Bereich der Informationsvermittlung ihre ethische Grundlage (15). Das ethische Prinzip der Vertraulichkeit bezieht sich in erster Linie auf die zu speichernden personenbezogenen Daten, auf die Inhalte der Anfragen, auf den verantwortungsvollen Versand an die Adressaten u.a. Ähnlich wie im Verhältnis Arzt-Patient, bildet das Vertraulichkeitsprinzip die Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Informationsproduzenten, -vermittlern und –nutzern. So vertraut z.B. der Benutzer auf die Richtigkeit der Fachinformationen in bezug auf ihre Wiedergabe. Für die Wahrheit der Inhalte der Fachinformationen bürgt nicht der Informationsvermittler, sondern der Produzent. Dieses Prinzip bildet auch die Grundlage für die internationale Zusammenarbeit. Schließlich weist dieses Prinzip auf die Möglichkeit der unbefugten Benutzung der Informatitonsvermittlung zugunsten Dritter (Individuum, Gruppe, Staat), was man „Informationsdiebstahl“ nennen könnte, hin.

2.3 Prinzip der Vollständigkeit

Dieses Prinzip besagt, daß der Informationsvermittler für die qualitative und quantitative Vollständigkeit der Fachinformationen ethisch, d.h. dem Produzenten und dem Benutzer gegenüber, verantwortlich ist. Im einzelnen heißt das, daß er bei der Auswahl, Erfassung, Erschließung, Speicherung und Vermittlung von Fachinformationen jede Art der Diskriminierung ablehnt. Im Falle der Auswahl muß er sich zwar auf spezifische Bereiche beschränken, er darf aber dabei keine einseitigen Kriterien anwenden, wodurch die existierenden Ergebnis-, Methoden-, Meinungs- usw. unterschiede verstellt bzw. verdeckt werden könnten. Auch für die fachliche Erschließung stellt dieses Prinzip eine hohe ethische Verantwortung dar.

Von der Erstellung von kritischen Referaten und der Evaluierung von z.B. numerischen Daten, über die Benutzung von Dokumentationssprachen bis hin zur Vollstextspeicherung muß sich der Vermittler über seine ethische Verantwortung bezüglich der Qualität seiner Dienste bzw. bezüglich seiner schöpferischen Rolle im Prozeß der Fachinformation und –kommunikation bewußt sein. Je aktiver bzw. kritischer das Eingreifen des Vermittlers in die Fachinformation wird, um so mehr übernimmt er die Rolle des Produzenten und ist den dabei spezifischen ethischen Prinzipien (insbesondre dem Wahrheitsprinzip) verpflichtet (z.B. durch Enthaltung des eigenen Urteils bei der Erstellung von Kurzreferaten), um so mehr verschiebt sich die Verantwortung bis hin zur Richtigkeit der formalen Angaben. Als Vermittler ist er im Prinzip nur für die Richtigkeit der formalen und inhaltlichen Wiedergabe der Fachinformationen und nicht für die Wahrheit der Aussagen verantwortlich. Da aber jede inhaltliche Gewichtung (sowohl bei der Erschließung als auch bei der Suche) ein fachliches Urteil voraussetzt, vollzieht der Vermittler eine (wissenschaftlich) schöpferische Tätigkeit, für die er ethisch verantwortlich ist.

Die quantitative Vollständigkeit ist eine besondere Verpflichtung des Informationsvermittlers und muß als komplementär zum Qualitätsprinzip aufgefaßt werden: der Vermittler soll ja mit der Masse der Fach- informationen, die den Benutzer überfluten, fertig werden. Ohne die Berücksichtigung des Qualitativen, kann die schrankenlose Anwendung dieses Prinzips die „information pollution“ nicht bewältigen. Und umgekehrt: durch ein ausschließlich qualitatives Auswahlkriterium besteht die Gefahr der Diskriminierung. Die richtige Mitte in der Praxis zu finden, das ist die Forderung des Vollständigkeitsprinzips an den Vermittler. Dieser darf wiederum seine Aufgabe nicht für abgeschlossen halten, wenn er alle die gesuchten Fachinformationen in seinem Speicher schon bereit zu haben glaubt, wie H. Rittel bemerkt (16). Gerade in seiner Rolle als Vermittler zwischen Produzenten und Benutzern, muß er sich über den komplementären Charakter des formellen Transfers, z.B. gegenüber dem unmittelbaren persönlichen Kontakt (etwas, dass er auch vermitteln kann!), bewußt sein (17).


3. ETHISCHE PRINZIPIEN IM BEREICH DER INFORMATIONSPRODUZENTEN

Obwohl gewöhnlich der Wissenschaftler als der Hauptnutzer der Fachinformation vorausgesetzt wird, darf dieses nicht im Glauben geschehen, als ob es den Wissenschaftler gäbe, der unabhängig von Erkenntnis- und Handlungszielen sowie von den sonstigen sozialen und historischen Bedingungen arbeiten würde (18). Ferner muß hier beachtet werden, daß, obwohl Fachinformationen das Produkt der wissenschaftlichen Forschung sind, sie nicht nur von Forschern zu wissenschaftlichen Zwecken, sondern vielleicht in höherem Maße in anderen Bereichen der gesellschaftlichen Praxis benutzt werden können. Man denke z.B. an Fachinformationen für den Energiebereich, für die medizinische Praxis, für die Wirtschaft usw. Der Benutzer greift nie „in abstracto“ nach irgendwelchen Wissenselementen (19).

Die Suche nach Fachinformation bedeutet, daß der Benutzer um eine kritische Distanzgewinnung gegenüber der Sache bemüht ist. Deshalb steht für ihn das Prinzip der Objektivität im Vordergrund. Er muß sich dabei des vorläufigen Charakters der Fachinformation bewußt  werden und sich so gut, d.h. so vielseitig wie möglich informieren.

Hier spielt natürlich das Vollständigkeitsprinzip eine Rolle, wobei es sich, wie im Falle des Informationsproduzenten, besonders um eine qualitative Vollständigkeit handelt. Eine Bedingung dafür ist gewiß, daß der Informationsvermittler eine quantitative Vollständigkeit gewährleistet.

Schließlich ist der Informationsnutzer dem Prinzip der Wahrheit auch verpflichtet. Dieses Prinzip dürfte aber hier nicht im Sinne der wissenschaftlichen Wahrheit verstanden werden, da dieser Begriff die verschiedenen Erkenntnis- und Handlungsziele nicht umfaßt.

 

SCHLUSS

Mancher wird sich vielleicht fragen, ob es jemals möglich sein wird, nicht nur Prinzipien bzw. Richtlinien einer Informationsethik aufzuzeigen, sondern auch exakte Aussagen in bezug auf den Einzelfall zu machen. An einer entscheidenden Stelle der „Nikomachischen Ethik“ sagt Aristoteles, daß man nicht in allen Dingen in gleicher Weise nach Exaktheit streben dürfe (20). Es wäre ein großes Missverständnis, daraus zu schließen, daß es in der Informationsethik überhaupt nichts Festes und Exaktes gibt bzw. geben kann. Der Umriß ist hier das Entscheidende – nicht die Kasuistik. Im konkreten Fall müssen die ethischen Prinzipien in ihrer gegenseitigen Ergänzung und Abgrenzung einsichtig abgewogen werden.

Ethische Prinzipien, wie Gesetze, bedürfen stets der praktischen Auslegung. Gesetze, Satzungen, Verträge usw. spiegeln im Bereich der Fachinformation und –kommunikation die Vielschichtigkeit der informationsethischen Entscheidungen wieder.


ANMERKUNGEN

1. Der Terminus Fachinformation umfaßt in seinem breitesten Sinne wissenschaftliche, technische, ökonomische und gesellschaftliche Information aller Art. Vgl. Appleyard, R.K.: „The information industry“, Aslib Proceedings 31. 1979. 2, S. 65.

2. Vgl. Henrichs, N.: „Informationswissenschaft und Wissensorganisation“ in: „Informationswissenschaft“, Hrsg. W. Kunz. München: Oldenbourg 1978, S. 162: „Objektiviertes Wissen in dem oben skizzierten Sinne wollen wir nun als potentielle Information bezeichnen (potentiell deshalb, weil Information immer im Zusammenhang mit dem menschlichen Informationsempfänger gesehen werden muß, der im Begriff des objektivierten Wissens ausgeklammert ist).“

3. Kostrewski, B.J.; Ch. Oppenheim: „Ethics in information science“, Journal of Inf. Science 1. 1980, S. 277-283; vgl. M. Albarich: “Esquisse pour une deontologie des bibliothecaires-documentalistes”, 2. Congr. Nat. Français sur l’Inf., Paris (1976), s. 77-84.

4. Vgl. Bonitz M.: „Wissenschaftliche Forschung und wissenschaftliche Information“, Berlin: Akademie-Verl. 1979, S. 151 ff.

5. o.c. S. 153

6. Vgl. Nachr. F. Dokum. 31. 1980. Nr. 4/5

7. Vgl. Isotta, N.E.C.: „The future impact of telecommunications on information science“,  Journal of Inf. Science 1 (1980) s. 258: “The only question remaining in my mind is whether all this research and development is really leading to an increase in the quality of life?”.

8. Vgl. De la Court, W. : «Maatschappelijke gevolgen van informatienetwerken», Open 11. 1979. Nr. 7/8, S. 407

9. Vgl. Benge, R. Ch.: “Cultural Crisis and Libraries in The Third World”, London: Bingley 1979, S. 191 ff.: B.V. Tell: “The awakening information needs of the developing countries”, Journal of Inf. Science 1, 1980, S. 285-289.

10. Vgl. Ettel, W.: “Der “Informationskrieg” und seine Hintergründe”, Nachr. f. Dokum. 30.1979.2. S. 63-68.

11. Vgl. Oppenheim, C.: „Data Banks and Democracy“, The Inf.Scientist 10. 1976. 4.S. 166-168.

12. Vgl. Kent, A.K.: “Information as power”, Aslib Proceedings 31. 1979.1, S. 20: “The profession of information management must concern itself not only with technical or economic aspects but with political, social and ethical matters as they affect the free flow of information and contribute to an equality of opportunity to use that information in creating knowledge.”

13. Vgl. Garfield, E.: “2001: An information society?” Journal of Inf. Science 1. 1979, S. 209-215; R.K. Summit: “Problems and challenges in the information society – the next twenty years”, Journal of Inf. Science 1. 1979. S. 223-226; J. Weizenbaum: “Once More: The Computer Revolution” in: “The Computer Age: A Twenty-Year View”, Hrsg. M.L. Dertouzos, J. Moses. Cambridge: The MIT Press 1980, S. 439-458.

14. Vgl. Buchanan, R.: “Government attitudes to information”, Aslib Proceedings 31. 1979. 2, S. 63: “Nevertheless, in the field of the Government’s attitude to information we must work toward and look forward to a situation where in the context of democratic government, the general principle should be: anything is revealable unless positively prohibited”.

15. Auf die speziellen Frage Fragen, die eine Ethik der Informatik aufwirft, kann hier nicht eingegangen werden. Vgl. H.A.F. Velu: „Informatika: waartoe enwaar naar toe“, Informatie 20. 1978. 12. S. 734-739; J.C.R. Rovira et al.: „Normas Básicas de Deontología Informática” Informatica e Diritto 1. 1975. S. 454-475; L.A. Petit Herrera: “Deontología del informático” An.Mec. and Electr. 57. 1980. 1. S. 17-28.

16. Rittel, H.W.: “Aufgaben und Schwerpunkte informationswissenschaftlicher Forschung” in: “Informationswissenschaft“, Hrsg. W. Kunz. München: Oldenbourg 1978, S. 80.

17. Vgl. R. Coenen, H. Paschen: „Information für Innovation und Technology Assessment“ ibid. S. 143: „Personengebundener und papiergebundener Informationstransfer sind weitgehend komplementär und nicht substitutiv, d.h. persönliche Kontakte werden dazu benutzt, entweder Informationen zu erhalten, die nicht gedruckt vorliegen oder nicht angeboten werden, oder aber Hinweise zu erhalten, wo die benötigten Informationen zu finden und wie diese zu bewerten sind. Persönliche Kontakte haben im Rahmen der Informationsnutzung insbesondere Hinweis-, Filter- und Bewertungsfunktionen, Funktionen also, die von formalen Informationsretrievalsystemen bisher nur wenig wahrgenommen werden. Es ist jedoch zu fragen, ob solche Funktionen zum Teil auch von professionellen Informationseinrichtungen zu übernehmen sind: letztlich haftet nämlich persönlichen Kontakten als Informationsquelle etwas Zufälliges an.“

18. Vgl. Bonitz, M., o.c. S. 151

19. Vgl. die folgende inhaltsreiche Bemerkung von G. Wersig in: „Neue Dienstleistungen und Informationsvermittlung – Gedanken zum Modischen in der Information und Dokumentation“, Nachr. f. Dokum. 31. 1980. Nr. 4/5. S. 171: „(…) daß „Information“ als Bestandteil des Erkennens von und sich Auseinandersetzens mit Welt schon immer mehr bedeutete als nur die Gelegenheit zu verschaffen, irgendwelche Wissenselemente greifen zu können. Sie impliziert auch schon immer die Bewertung, Beurteilung, kognitive und affektive Integration dieses Wissens in ein persönliches Bild von Welt und eine persönliche Begegnungsstrategie. Dies war schon immer ein Prozeß, der nicht isoliert von den sonstigen Austauschprozessen des Menschen ablief. Von daher erklärt sich vielleicht auch die Tatsache, daß die organisierten Informationsprozesse häufig recht weit von dem Erfolg entfernt bleiben, den sie anstreben.“

20. Et. Nic.1094 b; vgl. Kurt von Fritz: „Aristoteles anthropologische Ethik“, Philos. Jahrbuch 87. 1980, 2. S. 242-257.


Zuletzt geändert: 9. Mai  2017



    

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