PSEUDANGELIA

Hinweise zu einer Archäologie der falschen Nachrichten in der griechischen Antike

Rafael Capurro

 

 

Beitrag zur Konferenz: Wahrheit und Fake im postfaktisch-digitalen Zeitalter. Distinktionen in den Medien und IT-Wissenschaften. Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Berlin, 24.-26. Februar 2020. (PowerPoint).

Veränderte Version auf Englisch.

 
 
 

Kurzfassung

Fake-News und alternative Fakten sind kein neues Phänomen. Wir leben seit jeher in message societies. Ziel dieses Beitrags ist es, einige Hinweise auf ihre Bedeutung in der Antike darzulegen, die als Kontrastfolie zur heutigen massenhaften digitalen Verbreitung dienen sollen. Diese Hinweise gehören zu einer Boten-/Botschaftstheorie. Sie nehmen Bezug insbesondere auf die Untersuchungen von Sian Lewis über News and Society in the Greek Polis und Everett L. Wheeler Stratagem and the Vocabulary of Military Trickery sowie auf die Ansätze von Thomas Froehlich über die Gesellschaft der Desinformation.

 

O poeta é um fingidor
Finge tão completamente
Que chega a fingir que é dor
A dor que deveras sente.

Fernando Pessôa, Autopsicografia
Poesias, Lisboa: Atica 1995

1. Mythisches Prélude

Die Musen, Töchter des Zeus, belehren Hesiod und sonstigen Hirten über die Doppeldeutigkeit ihrer Gesänge mit den Worten:

Hirten vom Lande, ihr Lumpengesindel und lediglich Bäuche,
Seht, wir reden viel Trug (pseudéa polla), auch wenn es wie Wirklichkeit klänge (etumoisin homoia),
Seht aber, wenn wir gewillt, verkünden wir lautere Wahrheit (alethea gyrusasthai).

ποιμένες ἄγραυλοι, κάκ᾽ ἐλέγχεα, γαστέρες οἶον,
ἴδμεν ψεύδεα πολλὰ λέγειν ἐτύμοισιν ὁμοῖα,
ἴδμεν δ᾽, εὖτ᾽ ἐθέλωμεν, ἀληθέα γηρύσασθαι.

(Hesiod, Theogonie 26-28)

Zuvor heißt es, dass vom Helikon sich wendend,

[...] im dichten Nebel geborgen,
Wandern sie in der Nacht und senden köstliche Kunde (ossan),
Preisend den Herrn der Aigis, den Zeus, und die mächtige Hera,
Argos's Göttin, die schreitet dahin auf goldnen Sandalen

ἔνθεν ἀπορνύμεναικεκαλυμμέναι ἠέρι πολλῇ,
ἐννύχιαι στεῖχον περικαλλέα ὄσσαν ἱεῖσαι,
ὑμνεῦσαι Δία τ᾽ αἰγίοχον καὶ πότνιαν Ἥρην
Ἀργεΐηνχρυσέοισι πεδίλοις ἐμβεβαυῖαν,

(Hesiod, Theogonie 9-11)

Clio

Muse, perhaps Clio, the muse of history, reading a scroll
(Attic red-figure lekythos, Boeotia, c. 430 BC)
 https://en.wikipedia.org/wiki/Muses

Ossa, auch Pheme genannt, ist die Göttin des Ruhmes und des Gerüchts. Ihr entspricht die lateinische Fama. Ovid nennt sie "die geschwätzige Fama" (fama loquax), "die gerne Falsches zu Wahrem fügt und aus Kleinstem durch Lügen ins Große wächst“ (Ovid, Met. IX, 137-139).

fama

Pheme/Fama auf dem Dach der Kunstakademie („Zitronenpresse“) in Dresden
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dresden_Fama_(2005).jpg


Die Beschreibung ihres Hauses beginnt mit folgenden Worten:

Mitten im Erdkreis ist zwischen Land und Meer und des Himmels
Zonen ein Ort, den Teilen der Dreiwelt allen benachbart.
Alles, wo es geschehe, wie weit es entfernt sei, von dort er-
späht man’s; ein jeder Laut dringt hin zum Hohl seiner Ohren.
Fama bewohnt ihn; sie wählte zum Sitz die oberste Stelle,
tausend Zugänge gab sie dem Haus und unzählige Luken,
keine der Schwellen schloß sie mit Türen; bei Nacht und bei Tage
steht es offen, ist ganz aus klingendem Erz, und das Ganze
tönt, gibt wieder die Stimmen und, was es hört, wiederholt es.
Nirgends ist Ruhe darin und nirgends Schweigen im Hause.

Orbe locus medio est inter terrasque fretumque
caelestesque plagas, triplicis confinia mundi,
unde quod est usquam, quamvis regionibus absit,
inspicitur, penetratque cavas vox omnis ad aures.
Fama tenet summaque domum sibi legit in arce,
innumerosque aditus ac mille foramina tectis
addidit et nullis inclusit limina portis:
nocte dieque patet. 
Tota est ex aere sonanti,
tota fremit vocesque refert iteratque quod audit.
nulla quies intus nullaque silentia parte.

(Ovid, Met. XII, 39-48)


JW Baur

Johann Wilhelm Baur (1607-1640): Ovid. Met. XII, 39-63
J.W. Baur: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wilhelm_Baur
Ivan Redi: House of Fame: http://ivanredi.com/house-of-fame/fama_baur12/

Der Mythos erzählt, dass Theseus, nachdem er den Minotauros getötet und so dem jährlichen Tribut von sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen Athens an Kreta ein Ende gesetzt hatte, bei der Rückkehr aus überschwänglicher Freude vergaß, weiße Segel als Zeichen des Sieges zu hissen. Als sein Vater Aigeus, am Kap Sunion wartend, die schwarzen Segel sah, stürzte er sich ins Meer.

Die folgenden Hinweise über das Boten/Botschaftsphänomen mit Schwerpunkt auf angelia/pseudangelia sind Teil einer Phänomenologie der Kommunikation als Angeletik oder messaging theory (Capurro/Holgate 2011). Die Begriffe angelia, angelos, angello (Bote, Botschaft, mitteilen) sowie die Komposita pseudangelia, pseudangelos, pseudangeleo (falsche Botschaft, falscher Bote, Falsches mitteilen) kommen im Altgriechisch vor (Liddell/Scott 1940)[1] und sind paradigmatisch für das Phänomen der Kommunikation in der griechischen Polis worauf jetzt umrisshaft einzugehen ist.

 

2.  News in der griechischen Polis

In ihrer Studie News and Society in the Greek Polis hebt Lewis die Tatsache hervor, dass alle Bereiche des öffentlichen Lebens in der antiken Polis durch Mitteilung und Empfang von Informationen geprägt waren (Lewis 1996, S. vii). Entscheidend war und ist, inwieweit eine Botschaft (message) einen Neuigkeitswert für den Empfänger hat. Das bedeutet, so Lewis, dass das Neue an den news nur in Bezug auf ein Vorwissen interpretiert werden kann (Lewis 1996, 3). Ein angeletisches "Sinnangebot" ("Mitteilung"), um an Luhmanns Kommunikationstheorie zu erinnern, ist die Grundlage für die Selektion von Bedeutung ("Information") und deren Einbettung ("Verstehen") im empfangenden System (Luhmann 1978, 193-196). Was jeweils als neu gilt, ist nicht nur abhängig vom Vorverständnis des Empfängers, sondern auch von der Glaubwürdigkeit des Boten im Mitteilungsprozess.

Lewis exemplifiziert paradigmatisch ihre Analyse der news in der griechischen Polis anhand einer Geschichte, die Xenophon in der Hellenika erzählt. Im Jahre 396 erfuhren die Spartaner durch einen gewissen Herodas aus Syrakus von der Flottenrüstung des persischen Königs Tissaphernes. Herodas, der sich in Phoinikien aufhielt und mit einem Reeder zusammen war, sah im dortigen Hafen 300 phoinikischen Trieren im Bau, deren Bestimmung ihm unbekannt war. Daraufhin bestieg er das beste Schiff und stach in See nach Hellas, um die Nachricht zu überbringen (exeggele). Die Spartaner begannen sofort ihre Beratungen (Xenophon, Hellenika, III, 4, 336). Lewis hebt hervor, dass diese wichtige Nachricht durch einen inoffiziellen Boten auf den schnellsten Weg überbracht wurde. Der Bote wurde als zuverlässige Quelle angenommen. Die Spartaner hatten kein Nachrichtennetzwerk obwohl man vermuten könnte, dass der Bote nicht ganz zufällig nach Sparta kam. Xenophon erzählt aber nicht, ob Herodas sich im Auftrag der Spartaner in Phoinikien aufhielt.

"What is news?" fragt sich Lewis und bestimmt den Begriff mit Bezug auf eine spezifische Art von Informationen über ein neues und wichtiges Ereignis. Ihrer Ansicht nach gibt es im Altgriechisch kein Wort für news in diesem Sinne. Der am nächsten liegenden Begriff ist aggellô. Sie schreibt:

Ta kaina, new things, or kainoi logoi, new stories, are reported, but the primary word is aggellô, I report, and its cognates. To bring news is to bring a message or report, and the advent of news is described impersonally: êggeilen, it was reported. An aggelma is both news and a message – clearly the act of reporting is what creates news. (Lewis 1996, 4)

Ferner bemerkt sie, dass im Altgriechisch keine klare Unterscheidung zwischen Wahrheit und Falschheit gemacht wurde:

phême, common report, is not intrinsically less trustworthy than logos (story) or epistolê (message); the distinction is one of source. A newsmonger, someone who makes up news, is in Greek a logopoios, a fabricator of stories. This word also denotes a poet, but this is less surprising when placed in a Greek context. There is no correlation between history and truth as opposed to poetry and fiction; on the contrary the Homeric poems, for instance, were treated by historical writers as legitimate history. The tales of poets and dramatists, equally, were drawn from myth, and hence true, as opposed to invented stories. A logopoios, then, is not necessarily a liar; as Demosthenes makes clear in his condemnation of newsmongers, it is because they are able to be plausible and authoritative that they are so dangerous. (Lewis 1996, 4-5)

In der ersten Philippica berichtet Demosthenes über das Herumreichen (periechometha) von erfundenen Geschichten (logous plattontes) von angeblichen Verhandlungen Philipps mit den Spartanern über die Zerstörung Thebens, der Auflösung von freien Städten, dass er, Philipp, einen Gesandten an den persischen König Artaxerxes geschickt hätte, oder dabei wäre, in Illyrien die Städte zu befestigen. Er, Demosthenes, glaubt zwar, dass Philipp größenwahnsinnig ist, aber nicht die Quelle solcher Geschichten sein kann. Er hält ihn für zu klug, als dass er freiwillig bekannt geben würde, was er demnächst zu tun gedenkt. Es sind die dummen Meinungsmacher (anoetotatoi logopoiountes), in diesem Fall Panikmacher, die durch ihr angebliches Vorwissen Philipp Vorschub leisten. Was tun? Demosthenes rät die Athener, solche törichten Worte (logon mataion) über das was kommen mag, beiseite zu legen, um zu erkennen, dass dieser Mann ihr Feind ist, um dann die richtigen Entscheidungen treffen (Lewis 1996, 80; Demosthenes, Phil. 1, 48-51). Als Kriterien für die Glaubwürdigkeit von inoffiziellen Boten führt Lewis aus: 1) Identität des Informanten; 2) sozialer Status; 3) Augenzeuge; 4) Motivation (Lewis 1996, 80-93).

Lewis bemerkt, dass das Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Privatheit in der Polis sowie der Unterschied zwischen news und Klatsch fließend waren (Lewis 1996, 9). Das galt insbesondere in Bezug auf Identität und Reputation. Frauen galten als gesprächig und 'böse Frauen' als geschwätzig. Weibliches Schwätzen überhaupt erfüllte eine wichtige Funktion innerhalb der Familie als auch zwischen Familien und trug dazu bei, moralische Standards festzulegen. Im Gegensatz dazu versuchte man Sklaven (Heloten) systematisch von der Verbreitung von politischen news und Gerüchten auszuschließen. Lewis weist auf die Ambivalenz des Begriffs phêmê hin, der nicht nur im Sinne von gesellschaftlichen Gerüchten, sondern auch als göttlich galt, da Gerüchte nicht mehr aufgehalten werden konnten, wenn einmal von der Gottheit gesendet. Die Agora mit ihren vielen Geschäften (ergastêria) wie zum Beispiel Schuster, Frisöre oder Parfümerien war der Hauptort für die Verbreitung von news aller Art. Private Treffen, wie etwa Symposien, galten unter Umständen als gefährlich oder gar antidemokratisch. Man lebte als Bürger in der Öffentlichkeit und hatte nichts zu verbergen.

Die Verbreitung von Nachrichten außerhalb der Polis geschah durch individuelle Reisen insbesondere in Zusammenhang mit wirtschaftlichen, militärischen und religiösen Zwecken (Lewis 1996, 25-50). Offizielle Mitteilungen fanden durch Herolde (kêrux) im Gegensatz zu den erwähnten inoffiziellen news der logopoios statt. Die Kontrolle von aus- und eingehenden offiziellen Nachrichten durch offizielle Kanäle fand durch die Volksversammlung (ekklêsia) statt (Lewis 1996, 97-123). Offizielle news waren ein wichtiger Machtfaktor, der sowohl zur Täuschung innerhalb der eigenen Truppe zum Zwecke von Machterhalt als auch gegenüber den Feinden eingesetzt wurde (Lewis 1996, 57).

Herodot bewundert das Nachrichtennetzwerk der Perser:

Es gibt aber nichts auf der Welt, was schneller geht, als diese Boten (aggelon): Und ist dies eine persische Erfindung. Wie sie nämlich angeben, sind ebenso viele Pferde und Männer, als der gesamte Weg Tagreisen hat, aufgestellt an den verschiedenen Stationen, sodass auf jede Tagreise ein Pferd und ein Mann bestimmt ist, und hält weder Schnee noch Regen, noch Hitze, noch Nacht dieselben ab, die einem jeden vorgeschriebene Strecke Weges so schnell als möglich vollenden. Der erste Eilbote übergibt seine Aufträge dem zweiten, der zweite dem dritten, und so gelangt dann der Auftrag von da immer weiter von dem einen zu dem andern, gerade wie bei den Hellenen die Übergabe der Fackeln an dem Feste der Hephästos. Diesen Lauf nennen die Perser Angereion. (Herodot, Hist. 8, 98)

Map Ach.Emp.

The map of Achaemenid Empire and the section of the Royal Road noted by Herodotus 
Source: http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Road
ACC BY-S 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1122623
Vgl. R. Capurro: Apud Arabes

Ein solches System gehört für die Griechen, wie Lewis mit Bezug auf Aristoteles bemerkt (Lewis 1996, 62), zur Tyrannenherrschaft zusammen mit anderen Arten gesellschaftlicher Überwachung. Aristoteles schreibt in der Politik:

Dazu kommt, was sonst noch dergleichen persische und barbarische Tyrannensitten sind (denn all das bezweckt dasselbe). Weiterhin wird sich der Tyrann bemühen, stets zu wissen, was die Untertanen sagen oder tun; er unterhält Beobachter, wie in Syrakus die sogenannten Potagogiden [Märchenträger], und wie Heron die Otakusten [Lauscher] aussandte, wo immer eine Zusammenkunft und eine Versammlung stattfand; denn dann reden die Menschen weniger offen, da sie diese Horcher fürchten, und wenn sie offen reden (parresiaszontai), da sie diese Horcher fürchten, und wie sie offen reden, wird es leichter bekannt." (Aristoteles, Pol. V, 1313 b 9-17)

Die offizielle Verbreitung von Nachrichten von Stadt zu Stadt um der Mitteilung willen war den Griechen unbekannt (Lewis 1996, 66). Jede griechische Polis hatte ihre eigene Regierung und Gesetze. Sie interagierten nur im militärischen Fall und bei religiösen Feiern, die aber erst nach Philipp von Makedonien im 4. Jahrhundert als Zentren für die Verbreitung offizieller Nachrichten dienten (Lewis 1996, 73).

Die Bedeutung von Schriftlichkeit gegenüber Oralität bei der Verbreitung von news in der griechischen Polis nahm erst gegen Ende des fünften Jahrhunderts zu. Beide Medien blieben aber unabhängig voneinander. Die Polis, so Lewis, hat sich nie voll und ganz auf die Veröffentlichung durch Schriften umgestellt, da sie nicht ihrer Auffassung von Öffentlichkeit entsprach (Lewis 1996, 153). Die folgenden großen Medienumbrüche, nämlich der Buchdruck in der Neuzeit und die digitale Technik in der Gegenwart, führten nicht nur zu einem "Strukturwandel der Öffentlichkeit" (Habermas 1962; Capurro 2003), sondern ebenso sehr der Privatheit (Buchmann 2012).

 

3. Pseudangelia

In Stratagem and the Vocabulary of Military Trickery weist Wheeler darauf hin, dass die Begriffe pseudangelos und pseudangelia im Sinne eines falschen Boten bzw. Berichts vorwiegend im militärischen Kontext gebraucht wurden (Wheeler 1988, S. 38-41).[2] Pseudangelos kommt im 15. Gesang der Ilias im folgenden Zusammenhang vor. Zeus erwacht auf den Gipfeln des Ida und erfährt, dass aufgrund von Poseidons Unterstützung der Achaier die Lage für die Troianer immer bedrohlicher wird. Daraufhin schickt Zeus Iris "die zwischen den Göttern Botin ist" (theoisi metangelos) (Homer, Il. 15, 144), um Poseidon "schnell" "all dies mitzuteilen" (panta tad' angeilai) sowie ihn "befehlen", er soll "aufhören mit Schlacht und Kampf". Dem "all dies mitzuteilen" fügt Zeus eine Warnung an Iris hinzu, die eine grundsätzliche Ambivalenz eines jeden Boten zum Ausdruck bringt, nämlich "sei kein falscher Bote" (pseudangelos) (Homer, Il. 15, 159).

Iris
Iris, Athenian red-figure lekythos C5th B.C.
Rhode Island School of Design Museum
http://www.theoi.com/Pontios/Iris.html

Der andere Götterbote, nämlich Hermes, ist nicht nur der Gott der Reisenden und Kaufleute, sondern auch der Diebe und Kunsthändler.

Hermes
Hermes, Athenian red-figure lekythos C5th B.C. 

Metropolitan Museum of Art

Source: 
http://www.theoi.com/Olympios/Hermes.html


Ein jeder Bote kann ein wahrer und ein falscher Bote sein. Wheeler schreibt:

From Homer the word passed to Athenian comedy of the fifth century B.C. and Aristotle cites a play of unknown author and date entitled Odysseus the False Messenger. The function of pseudangelos or pseudangelia, which first appears in Xenophon, is basically identical to that of pseudoprodosia or pseudoautomolia: dissemination of false information or luring the enemy into a trap or false move. (Wheeler 1988, 40)

Die Stelle aus der Poetik des Aristoteles in der von "Odysseus Pseudangelos" die Rede ist (Aristoteles, Poetik, 1455 a 14) handelt von den Formen der Wiedererkennung (anagnorisis) eines Menschen in Zusammenhang mit der Darstellung einer Handlung. Diese sind: erstens, Wiedererkennung anhand von Zeichen (semeion) die dem Menschen eigen sind wie zum Beispiel, wenn Odysseus an der Wunde von der Amme erkannt wird; zweitens anhand von erfundenen Zeichen, wie etwa eines Briefes; drittens Wiedererkennung durch die Erinnerung; viertens, und das ist worauf sich "Odysseus Pseudangelos" bezieht, Wiedererkennung aufgrund einer Schlussfolgerung (syllogismou), d.h. des Fehlschlusses eines Partners (paralogismou); und fünftens, "die weitaus beste Art der Wiedererkennung" die sich aus der Handlung selbst aufgrund von wahrscheinlichen Motiven ergibt. Aristoteles erläutert die vierte Form der Wiedererkennung wie folgt:

Denn daß er allein den Bogen spannen kann und kein anderer, dies ist vom Dichter erfunden und Voraussetzung; daß er aber dadurch sich zu erkennen gibt, dies zu erdichten, ist ein Fehlschluß. (Aristoteles, Poetik, a.a.O.)


Odysseus Freiermorc

Freiermord: Rotfiguriger Skyphos des Penelope-Maler, 450 - 435 v. Chr.
Berlin, Staatliche Museen.
https://www.swisseduc.ch/altphilo/antike/realien/as/gallerie/myth/odysseus/od_pages/od_86.htm


Wir können nicht genau den Sinn dieser Anspielung interpretieren, da wir das Werk worauf sie sich bezieht nicht kennen (Karamanou 2019, 68-69). Was wir aber kennen, ist der Kontext in dem Aristoteles auf verwandte Begriffe im Rahmen der Nikomachischen Ethik in Zusammenhang mit dem Verhältnis von Klugheit (phronesis) und Weisheit (sophia) eingeht. Die phronesis, im Gegensatz zur sophia, bezieht sich auf die Wahl zwischen Möglichkeiten im Hinblick auf das menschliche Glück (eudaimonia), während die sophia Gegenstände betrachtet, die "mit keinem Werden zu tun haben" (Aristoteles, Nikomachische Ethik 1143 b 20). Aristoteles grenzt die phronesis auch von der Geschicklichkeit (deinotes) ab, die nur dann löblich (epainos) ist, wenn ihre Ziele gut sind, sonst ist sie nur List oder Schlauheit (panourgia). Er fügt aber hinzu, dass die phronesis nicht ohne panourgia ist, nicht aber umgekehrt, da die guten Ziele nicht ohne die Tugend (arete) erkannt werden können, während die Schlechtigkeit (mochtheria) und das Täuschen (diapseudesthai) das Urteil der Vernunft verdrehen (diastrephei) (Aristoteles, Nikomachische Ethik, 1143 b 23-36). Mit der Verbindung zwischen phronesis und deinotes grenzt sich Aristoteles von der sokratischen rein auf die Vernunft (logos) bezogenen Tugend ab. Auch wenn er erwähnt, dass manche Tiere klug (phronima) im weiten Sinne eines "vorausschauenden Vermögens" (dynamin pronoetiken) genannt werden (Aristoteles, Nikomachische Ethik, 1141 a 27), trennt er grundsätzlich die Lebewesen ohne logos (aloga zoia) vom Menschen ab, eine Trennung, die aber in Bezug auf die metis stets in Gefahr ist, fragwürdig zu werden, wenn zum Beispiel die menschliche Intelligenz mit der Intelligenz anderer Tiere interferiert wie etwa bei der Jagd oder beim Angeln (Detienne / Vernant 1974, 305-306).

Im eigentlichen Sinne gehört phronesis im Verbund mit deinotes zum Menschen und seinem auf die Tugend (arete) bezogenen logos. Im Vergleich zu sophia kann die phronesis wiederum keine stabile Erkenntnis erreichen, da ihre Gegenstände wechselhaft sind. Im gewissen Sinne, rehabilitiert Aristoteles ein konjunkturelles Wissen (Detienne/Vernant 1974, 306) im Gegensatz zu Platon der das Wissen und die Techniken, die auf Wahrscheinlichkeit beruhen, gegenüber der Besonnenheit (sophrosyne) abwertet (Detienne / Vernant 1974, 304). Er definiert den Scharfsinn (anchinoia) als eine gewisse Geschmeidigkeit der Seele im Gegensatz zur Bedächtigkeit (hesuchia) der Besonnenheit (sophrosyne) (Platon, Charmides 160a-b). Der Scharfsinn, das praktische know how, bei Tätigkeiten wie Schreiben, Lesen, Zitherspielen, Faustkampf, Laufen sowie bei der Weberei, der Schifffahrt oder der Medizin zeichnet sich durch intellektuelle Mobilität und Geschwindigkeit des Handelns aus (Detienne / Vernant 1974, S. 294-295; Platon, Charmides, 159 c-d).

Die deinotes als amoralische Geschicklichkeit, deren Ziele sowohl gut als auch schlecht sein können, wurde im Mythos metis genannt. Ursprünglich eine Okeanide, die sich in vielen Gestalten verwandeln konnte (Detienne / Vernant 1974). In der ersten Zeile der Odyssee, wird Odysseus als wandlungsreich (polutropon) apostrophiert (Homer, Od. 1, 1-2).

Metis

A winged goddess depicted under Zeus' throne, possibly Metis.
https://en.wikipedia.org/wiki/Metis_%28mythology%29

In ihrer umfangreichen Analyse der metis, weisen Marcel Detienne und Jean-Pierre Vernant darauf hin, dass Odysseus der Held polimetis so wie polutropos und polumechanos ist, d. h. immer in der Lage Wege und Hilfsmittel (poroi) zu finden, um aus scheinbar ausweglosen Situationen (aporoi) heraus zu kommen.

Trojanisches Pferd

Reliefpithos, bekannt als Pithos von Mykonos (oder „Mykonos-Vase“),
mit der frühesten bekannten Darstellung des Trojanischen Pferdes (670 v. Chr.)
https://www.flickr.com/photos/travellingrunes/2949254926/, CC BY-SA 2.0  https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10603596

Odysseus Polyphem

Odysseus und seine Gefährten blenden den Polyphem.
Lakonisch-schwarzfigurige Schale des Reiter-Malers, ca. 565–560 v. Chr.
https://de.wikipedia.org/wiki/Odysseus#/media/Datei:Odysseus_Polyphemos_Cdm_Paris_190.jpg


Athena und Hephaistos, Gottheiten der metis, haben ihn darüber belehrt. Seine List ermöglicht ihn, alles Mögliche zu machen (panourgos)  (Detienne / Vernant 1974, 25, 27). Auch Hermes wird polumetis genannt (Detienne / Vernant 1974, 266). Die metis wurde dem Fuchs und dem Tintenfisch zugesprochen (Detienne / Vernant 1974, 42, 62). Die abendländische Metaphysik hat, so Detienne und Vernant, die metis zugunsten der Wahrheit in den Hintergrund gedrängt (Detienne / Vernant 1974, 306).

Zur metis und panourgia gehören pseudangelos und pseudangelia im strategisch-kriegerischen Kontext dazu. Wheeler schreibt:

If the stratagemic vocabulary could borrow from the language of sophists and philosophers, such as sophiatechne, and phronesis, as well as panourgia from the theater, a term from the arena of sport would not be peculiar, especially since the language of war and sport often coincide. (59) [...] Of greater significance, however, are pseudos (lie) and its adjective pseudes (false). Certainly lying to the enemy or to one's own forces can be a stratagem (cf. Xen., Mem. 4.2.15-17), but Greeks much preferred to use apate rather than pseudos. In fact the two words, as noted earlier, are closely linked (cf. Suda s.v. pseústhenta): pseudos is the objective aspect of the subjective process of apate, and if apate's tone is neutral, much the same applies to pseudos and pseudes. In archaic Greek thought the opposite of pseudes is not alethes (true) but apseudes (not false, without deceit), and the antonym of aletheia (truth) is lethe (forgetfulness). Pseudos falls into the same context of deceit and delusion as dolosmetis, and apate, none of which precisely corresponds to "lie." Its meaning is either "something which seeks to deceive" or "something without fulfillment or realization." (66). (Wheeler 1988, 38-39).

Im Hipparchikos, eine Abhandlung über die Aufgaben eines Reitereikommandanten, schreibt Xenophon:

[2] He must also have sufficient ingenuity to make a small company of horse look large, and conversely, to make a large one look small; to seem to be absent when present, and present when absent (paronta men apeinai, aponta de pareinai); to know how to deceive, not merely how to steal the enemy's possessions, but also how to conceal his own force and fall on the enemy unexpectedly.

[8] The means to employ for scaring the enemy are false ambuscades (pseudenedras), false reliefs (pseudoboetheias) and false information (pseudangelias). An enemy's confidence is greatest when he is told that the other side is in difficulties and is preoccupied. (Xenophon, Hipparchikos 5, 2, 8)

Die metis kann zu einem interkulturellen informationsethischen post-metaphysischen Dialog mit den fernöstlichen Traditionen der indirekten Rede beitragen (Capurro 2009). Künstliche Intelligenz läßt sich als eine Form von metis verstehen. Daher auch der laute Ruf nach einer KI-Ethik. Gemeint ist damit eine KI-Moral, d. h. ein festgelegter Rahmen von menschlichen Sitten und Gebräuchen (mores) und nicht deren ethischen Problematisierung mit Bezug auf die Enkulturierung von Algorithmen (Capurro 2019). Die Rede von 'der' Künstlichen Intelligenz ist insofern irreführend als sie die Existenz einer platonischen idea oder Wesenheit suggeriert, während es tatsächlich nur konkrete künstliche Intelligenzen gibt, deren Einheit lediglich eine begriffliche und geschichtliche ist. Die kritische Analyse ihrer Seinsweisen, Anwendungsbereichen und Auswirkungen auf das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und zur Welt ist noch weitgehend offen (Capurro 2020a). Eine nominalistische Kritik des KI-Essentialismus muss zeigen, inwiefern sich künstliche Intelligenzen von natürlichen Intelligenzen unterscheiden, wobei letztere sowohl menschliche als auch nicht-menschliche sein können. Für Aristoteles kommt im Falle der menschlichen Intelligenz alles darauf an, die Geschicklichkeit (deinotes) mit der Klugheit (phronesis) zu verbinden und beide im Horizont menschlicher Tugend (arete) zu sehen. Davon unterscheiden sich nicht-menschliche natürliche als auch künstliche Agenten, d. h. Werkzeuge, wobei Sklaven zwar Menschen sind aber sofern sie ihre Intelligenz im Dienst eines Herren stellen die Funktion(en) eines künstlichen Agenten erfüllen (Capurro 2012). So gesehen, sind Sklaven künstliche Boten, die die Botschaften, d. h. die Befehle ihrer Herren ausführen sollen. Es ist lediglich ihre Geschicklichkeit (deinotes), unabhängig von ihrer phronesis, die zählt und sich für den Herren auszahlt (Capurro 2019a). Die neuzeitlichen Maschinen sind in diesem Sinne intelligent wenngleich, wie Karl Marx mit Bezug auf die Rolle der Sklaven und Werkzeuge bei Aristoteles betont, ein "ökonomisches Paradoxon" entsteht, nämlich

daß die gewaltigste Mittel zur Verkürzung der Arbeitszeit in das unfehlbarste Mittel umschlägt, alle Lebenszeit des Arbeiters und seiner Familie in verfügbare Arbeitszeit für die Verwertung des Kapitals zu verwandeln. (Marx 2009, 389)

Christian Fuchs hat ausführlich und überzeugend die Rolle der, wie ich sie nennen möchte, künstlichen Intelligenzen im kapitalistischen Arbeitsprozess erörtert (Fuchs 2014). Zugleich gehören sie zu den von Michel de Certeau in Anschluss an die antike metis analysierten taktischen Alltagspraktiken (Certeau 1990, 50-68). Was gibt es heute Alltäglicheres als eine App!


4. Exkurs: Der Untergang der "Admiral Graf Spee"

Die "Admiral Graf Spee" wurde am 1. Oktober 1931 bei der Reichsmarinewerft in Wilhelmshaven auf Kiel gelegt. Ihr Untergang wird im Wikipedia Eintrag folgendermaßen zusammengefasst:

Der einzige Einsatz des Schiffes im Zweiten Weltkrieg war eine Kaperfahrt im Südatlantik im Rahmen des Handelskrieges, bei dem neun Handelsschiffe mit 50.000 BRT ohne einen Verlust von Menschenleben versenkt wurden. Vor Uruguay wurde die Spee am 13. Dezember 1939 im Kampf gegen drei britische Kreuzer beschädigt. Das Schiff lief Montevideo an, um seine volle Seefähigkeit wiederherzustellen. Währenddessen blockierten britische Kriegsschiffe die Mündung des Río de la Plata. Die Regierung von Uruguay bestand auf einer Ausreise des Schiffes innerhalb von 72 Stunden, wodurch eine Reparatur nicht möglich war. Da sich Kommandant Hans Langsdorff – teilweise auch aufgrund von Falschinformationen – in aussichtsloser Lage glaubte und einen Durchbruchsversuch als chancenlos betrachtete, ließ er das Schiff am 17. Dezember 1939 von der eigenen Besatzung im Río de la Plata vor Montevideo versenken. Er selbst nahm sich zwei Tage später in Buenos Aires das Leben. (Wikipedia: Admiral Graf Spee).

Graf Spee

Von Bundesarchiv, DVM 10 Bild-23-63-06 / CC-BY-SA 3.0
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5372013


Um welche "Falschinformationen" ging es? Die Briten verbreiten die Nachricht, dass die Schlachtkreuzer Ark Royal und die Renown in der Nähe wären so dass eine Schlacht gegen sie auf verlorenen Posten stünde. Das US Department of the Navy - Naval Historical Center beschreibt den Sachverhalt wie folgt:

At dawn on 13 December 1939 the German armored ship (or "pocket battleship") Admiral Graf Spee, cruising toward South America's Rio de la Plata (River Plate) in search of enemy merchantmen, sighted distant masts. She had been operating in the south Atlantic and Indian Oceans for three months on a successful campaign to disrupt allied shipping and tie up British and French Naval forces. Twenty-three major warships were actively hunting for her. Now the two sides were about to meet, for those masts belonged to three British cruisers, ExeterAjax and Achilles (the latter part of the Royal New Zealand Navy). Initially thinking these were merchant vessels, Admiral Graf Spee's Captain Hans Langsdorf headed for them, continuing his approach once their true nature was known.
British Commodore Henry Harwood, on board Ajax, also steamed toward his enemy. The opposing ships closed rapidly to gunfire range, with shooting beginning at just under 20,000 yards. Harwood divided his force, complicating Langsdorf's gunnery, but both sides began hitting early. Exeter was very seriously damaged by the German's eleven-inch guns: both of her forward eight-inch gun turrets were knocked out, her bridge crew was largely killed or wounded and fires raged amidships. She gamely remained in action until her remaining turret would no longer function. Admiral Graf Spee had also been repeatedly struck by Exeter's shells, and by six-inch projectiles from the other two cruisers. She laid a smoke screen and turned away, firing on Ajax and Achilles, and disabled two of the former's gun turrets.
An hour and twenty minutes of intense combat was followed by a long day's pursuit as Admiral Graf Spee headed for Montevideo, Uruguay, harried by Ajax and Achilles. She arrived just after midnight on 14 December and requested time to make repairs, reporting to the Uruguayans that she had been hit some seventy times. The British decided to keep the German warship in port as long as possible so they could bring up reinforcements. To this end they resorted to diplomatic trickery and broadcast misleading reports that the carrier 
Ark Royal and battle cruiser Renown were nearby. Captain Langsdorf, with much of his ammunition expended and his ship damaged, was soon persuaded that escape was impossible. After consulting with the German Government, in the early evening of 17 December he took his ship out into the broad river and blew her up, completely demolishing Admiral Graf Spee's after portion and leaving her a sunken, burned-out wreck.
Her crew went to Argentina where, on the night of 19-20 December 1939, Captain Langsdorf took his own life. The Battle of the River Plate, first of World War II's many great sea battles, greatly boosted British prestige and morale, but at considerable cost. The badly injured Exeter, initially thought not worth repairing, was out of the war for fifteen months. Repairs to Ajax lasted until mid-1940. (Department of the Navy 2006)


Graf Spee  Wrack
Das brennende Wrack der Admiral Graf Spee vor Montevideo
https://de.wikipedia.org/wiki/Admiral_Graf_Spee


Im Telegramm des deutschen Gesandten in Montevideo Otto Langmann vom 22. Dezember 1939 an das Auswärtige Amt in Berlin wurde die verdrehte Berichterstattung über den Untergang der "Graf Spee" zu Propagandazwecken kritisiert:

Bitte dringend auf DNB (Deutsches Nachrichtenbüro) einzuwirken, unwahre Meldungen über übles Verhalten britischer Seeleute an Gräbern der Graf Spee-Männer zu stoppen und zu dementieren. Die Unwahrheit ist hier offenbar und schädigt lediglich Glaubwürdigkeit aller DNB-Meldungen, ohne zu nützen. Die Ritterlichkeit der aufgebrachten britischen Seeleute ist in der (süd-)amerikanischen Presse über United Press unter Würdigung des guten Verhaltens der Spee-Besatzung ihnen gegenüber hinreichend verbreitet, sodaß die Toten-Meldung des DNB von vornherein als unglaubwürdig gegen uns ausgenutzt wird, wie es bereits in einigen Blättern geschehen ist. Die Einstellung der südamerikanischen Öffentlichkeit den Toten der Spee gegenüber ist so anerkennend und mitfühlend, daß solche Falschmeldungen für Deutschland endgültig vernichtend und die Öffentlichkeit hier rettungslos in die Arme der Feindpropaganda treibt. (Wikipedia: Admiral Graf Spee)

Über Hans Langsdorff schreibt der Kulturhistoriker Klaus Hennig:

Hans Langsdorff war – nicht gerade zur Freude seiner Familie, man wurde Pfarrer oder Richter – 1912 als 18-Jähriger an die Kieler Marineakademie gegangen, hatte 1916 als Leutnant auf dem Linienschiff Großer Kurfürst die Skagerrakschlacht und auf Minensuchern den Rest des Krieges überlebt. In den zwanziger Jahren befehligte er eine Halbflottille Torpedoboote und wurde bald in Stabsbüros abkommandiert. Von 1936 bis 1938 war er 1. Admiralstabsoffizier von Hermann Boehm, dem Kommandeur der im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzten Seestreitkräfte. "Langsdorff war für mich ein Mensch, der humanistische Bildung besaß und der sich ein bisschen unterschied von dem Bild, das man von einem Offizier der kaiserlichen Marine hatte", erinnerte sich 2005 sein Adjutant, Korvettenkapitän Kurt Diggins, in einem BBC-Interview. Mehr als drei Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, am 26. September 1939, erhält Langsdorff Befehl zur Aufnahme seines Kaperkrieges gegen britische Handelsschiffe im Südatlantik. Er ist erfolgreich. Unter peinlicher Beachtung der internationalen Prisenordnung bringt die Admiral Graf Spee, unterstützt nur von dem Versorgungsschiff Altmark (mit dem sie sich in mehrwöchigen Abständen trifft), zwischen dem 30. September und dem 7. Dezember neun britische Frachter auf, nimmt deren Besatzungen gefangen und beschlagnahmt von ihren Ladungen, was unmittelbar zu gebrauchen ist. Es gibt kein einziges Todesopfer. Durch ständige Änderung von Namen und Aussehen seines Schiffes macht Langsdorff seine Gegner glauben, nicht nur ein deutscher "Handelsstörer" operiere im Südatlantik, sondern gleich eine ganze Gruppe. So bindet er eine wachsende Zahl von gegnerischen Kriegsschiffen und Flugzeugen fern ihrer heimatlichen Küsten. (Hennig 2009)

Von Hans Langsdorff ist der folgende Ausspruch überliefert:

„Ich lasse uns doch dort draußen auf See nicht von einer Übermacht zusammenschießen. Mir sind 1000 junge lebende Menschen lieber als 1000 tote Helden“ (Wikipedia: Hans Langsdorff)

Der Fall der "Admiral Graf Spee" bestätigt was Carl von Clausewitz über die "Nachrichten im Kriege" geschrieben hat, nämlich:

Ein großer Teil der Nachrichten, die man im Kriege bekommt, ist widersprechend, ein noch größerer ist falsch und bei weitem der größte einer ziemlichen Ungewißheit unterworfen. Was man hier vom Offizier fordern kann, ist ein gewisses Unterscheiden, was nur Sach- und Menschenkenntnis und Urteil geben können. Das Gesetz des Wahrscheinlichen muß ihn leiten. Diese Schwierigkeit ist nicht unbedeutend bei den ersten Entwürfen, die man auf dem Zimmer und noch außer der eigentlichen Kriegssphäre gemacht werden, aber unendlich größer ist sie da, wo im Getümmel des Krieges selbst eine Nachricht die andere drängt; ein Glück noch, wenn sie, einander widersprechend, ein gewisses Gleichgewicht erzeugen und die Kritik selbst herausfordern. Viel schlimmer für den Nichtgeprüften, wenn ihm der Zufall diesen Dienst nicht erweist, sondern eine Nachricht die andere unterstützt, bestätigt, das Bild mit immer neuen Farben ausmalt, bis die Notwendigkeit uns in fliegender Eile den Entschluß abgedrängt hat, der – bald als Torheit erkannt wird, so wie alle jene Nachrichten, als Lügen, Übertreibungen, Irrtümer usw. Mit kurzen Worten: die meisten Nachrichten sind falsch, und die Furchtsamkeit der Menschen wird zur neuen Kraft der Lüge und Unwahrheit. (Clausewitz 1990, 75-76)

Dies gilt heute weitgehend auch für Nachrichten in Friedenszeiten.


5. Ausblick: Die Gesellschaft der Desinformation

Medien (R-)Evolutionen bewirken, wie bereits angedeutet, einen Strukturwandel des Verhältnisses von Öffentlichkeit und Privatheit. Die altgriechische weitgehend auf Oralität basierte message society bestimmte die Verhältnisse zwischen Wahrheit und Falschheit sowie ihre Vermittlung durch göttliche und menschliche Boten entsprechend ihrer Auffassung des Politischen, der Strukturierung des Verhältnisses der polis zueinander so wie zur nicht-griechischen Welt wie Lewis überzeugend nachgewiesen hat. Der Buchdruck veränderte nachhaltig die Machtverhältnisse bei der Verbreitung nicht nur von news, sondern von Wissen überhaupt in allen Bereichen der Gesellschaft (Capurro 2003). Ähnlich grundlegend werden die Machtverhältnisse durch die Digitalisierung, die insbesondere seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Welt im globalen Ausmaß verändert. Der kanadische Informationswissenschaftler Alvin Schrader wies Mitte der 80er Jahre darauf hin, dass die ca. 134 Definitionen des Informationsbegriffs insbesondere in der Informationswissenschaft weitgehend eine positive Konnotation hatten, während die negativen Aspekte wie etwa "lies, propaganda, misrepresentation, gossip, delusion, hallucination, illusion, mistake, concealment, distortion, embelishment, innuendo, deception" ausgespart blieben. Dies führte, so Schrader, zu einem "naïve model of 'information man', which sometimes takes the form of decision-making man or uncertainty man" (Schrader 1986, 179). Nimmt man diese Einsicht ernst, dann lässt sich Informationswissenschaft als eine rhetorische Disziplin und Information als ein sozialwissenschaftlicher Begriff auffassen (Capurro 1992).

Der US-amerikanische Informationswissenschaftler Thomas Froehlich hat eine Reihe von kritischen Analysen zur heutigen US Gesellschaft der Desinformation vorgelegt auf die kurz hingewiesen werden soll (Froehlich 2019, 2020). Er führt folgende Formen von falscher Information aus, die sich teilweise mit dem Bedeutungsfeld von pseudangelia überschneiden:

Lies per se: While in earlier ages, we might expect lies to gain no traction (with some exceptions, e.g., Bill Clinton’s “I did not have sex with that woman”), one of Trump’s achievements is to make the lie a hallmark of his leadership style. [...]

Ignorance per se
: Lacking knowledge or awareness, being uninformed about a specific subject or fact. Unfortunately, Donald Trump provides another strong example: his lack of knowledge of the Constitution and how it forms the nature of our democracy, how government works, the separation of powers, or the role of the first amendment seems to elude his understanding. [...]

Disinformation
: Supplying misinformation or lies with the deliberate aim to mislead. The promoters of such untruths can include foreign governments, government agencies, corporations, or political parties, movements or candidates. [...] 

Misinformation
: Providing information that is incorrect or inaccurate. The difference between misinformation and disinformation is that the former does not have the intent to deceive. Misinformation may be just a mistake, such as getting the time of a movie wrong, or a false rumor, such as frequently appears on Facebook [...]

Missing Information
: Omitted information that makes it impossible to understand facts and make decisions. Its absence may be due to negligence, incompetence, or the desire to mislead; if it comes from a desire to mislead, it is disinformation.

Paltering
: An attempt to mislead by telling the truth, but not the whole truth. [...]

Doxing
: searching for and publishing private or identifying information about an individual or group on the Internet, typically with malicious intent, such as shaming, extortion, coercion, or harassment. The publication is against their will, and often deliberately distorts the meaning of that private information. [...]

Fake news
: Another common form of disinformation, a type of “yellow journalism” (news stories with catchy headlines but with little or no factual basis) that consists of deliberate disinformation, hoaxes or fraudulent stories, spread in traditional media, cable news, or online social media.
[...] (Froehlich 2020)

Das ist eine sehr genaue und nützliche Taxonomie eines komplexen Phänomens. Sie kann benutzt werden nicht nur, wie Froehlich es vorbildlich tut, für eine kritische Analyse der US Gesellschaft der Desinformation, sondern auch für andere Staaten und Regionen wie zum Beispiel Amazonien wo ein Netzwerk für die Kooperation im Bereich Information und Wissen für nachhaltige Entwicklung unter der Führung der Universidade Federal do Pará entsteht (RTCI-DS 2019). Mit der Verbrennung des Regenwaldes verbrennt die physische und kulturelle Lebensgrundlage indigener Völker in dieser Region mit weit reichenden katastrophalen Auswirkungen auf den gesamten Planeten.
Dieser globale Kontext digitaler Boten und Botschaften verbindet uns mit und unterscheidet uns zugleich von der pseudangelia in der griechischen Antike. Die heutige Gesellschaft der Desinformation basiert nicht nur, wie in der Neuzeit, auf der Macht von Politik, Militär und Religion wie Kant in der Aufklärungsschrift kritisch erörtert hat (Kant 1975), sondern auch auf der Macht von globalen IT-Unternehmen, die den Zweck der Profitmaximierung zunehmend mit einem angeblichen ethischen Anspruch zynisch zu überdecken versuchen. Die digital globalisierte Welt ähnelt dem von Ovid beschriebenen Haus der Fama. Das am Anfang zitierte Gedicht setzt sich wie folgt fort:

Aber es ist kein Geschrei, nur leiser Stimmen Gemurmel,
wie von den Wogen des Meeres, wenn einer sie hört aus der Ferne,
oder so wie der Ton, den das letzte Grollen des Donners
gibt, wenn Jupiter schwarzes Gewölk hat lassen erdröhnen.
Scharen erfüllen die Halle; da kommen und gehn, ein leichtes
Volk, und schwirren und schweifen, mit Wahrem vermengt, des Gerüchtes
tausend Erfindungen und verbreiten ihr wirres Gerede.
Manche von ihnen erfüllen mit Schwatzen müßige Ohren,
Andere tragen dem Nächsten es weiter, das Maß der Erdichtung
wächst, und etwas fügt ein Jeder hinzu dem Gehörten.
Töricht Vertrauen ist da, da ist voreiliger Wahn, ist
eitle Freude, da sind die sinnverwirrenden Ängste,
plötzlicher Aufruhr und Gezischel aus fraglichem Ursprung.
Aber sie selbst, sie sieht, was im Himmel, zur See und auf Erden
alles geschieht und durchforscht in der ganzen Weite das Weltrund.


nec tamen est clamor, sed parvae murmura vocis,
qualia de pelagi, siquis procul audiat, undis
esse solent, qualemve sonum, cum Iuppiter atras
increpuit nubes, extrema tonitrua reddunt.
atria turba tenet: veniunt, leve vulgus, euntque,
mixtaque cum veris passim commenta vagantur
milia rumorum confusaque verba volutant.
e quibus hi vacuas inplent sermonibus aures,
hi narrata ferunt alio; mensuraque ficti
crescit, et auditis aliquid novus adicit auctor.
illic Credulitas, illic temerarius Error
vanaque Laetitia est consternatique Timores
Seditioque recens dubioque auctore Susurri.
ipsa, quid in caelo rerum pelagoque geratur
et tellure, videt totumque inquirit in orbem.

(Ovid, Met. XII, 49-63)


Danksagung

an Prof. Dr. Francesca Vidal (Universität Koblenz-Landau) für die kritische Durchsicht dieses Textes.
 

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[1]  Quellen in (Capurro 2020) und in (Capurro 1978, 46-49) für den neutestamentlichen Gebrauch. Im modernen Griechisch gebraucht man das Wort plerophoria für Information.

[2] Für eine Erörterung der Lüge aus heutiger Sprach- und Kommunikationswissenschaft vgl. (Knobloch 2014). Vgl. (Schottlaender 1927) mit Bezug auf die Lüge in der Ethik der griechisch-römischen Philosophie.


Letzte Änderung: 12. Juni  2020
   
 
 
   

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